Kürzlich habe ich zwei schöne Wanderwochenenden erlebt: über Himmelfahrt im Markgräflerland und über Fronleichnam im Harz. Beide Reisen waren auf ihre eigene Art besonders, doch jedes Mal stellte sich durchs Wandern eine ungeheure Ruhe und Zufriedenheit bei mir ein. Wieso ist das so? Wieso kann wandern glücklich machen? Das habe ich meine geschätzte Netzwerkpartnerin Sabine Holicki gefragt, die in ihrer Freizeit Wandertouren organisiert.
Und das ist ihre Antwort:
Wandern ist wieder „in“
Es ist noch gar nicht so lange her, da war das Wandern total verstaubt. Da hatten wir ein Bild vor Augen, wie die Großeltern durch die Natur stiefeln und dazu „Das Wandern ist des Müllers Lust …“ singen. Klobige Wanderschuhe mit kratzigen Socken zu Kniebundhose und kariertem Hemd, im Rucksack die Leberwurststullen, hartgekochte Eier und die „Mundorgel“.
Aber heute ist das Wandern wieder im Trend. Immer mehr Menschen entdecken es für sich, immer mehr Wege werden erschlossen, Wandergruppen boomen. Was also ist dran am Glück, „ohne Anlass durch die Gegend zu laufen“?
Die Natur liegt dir zu Füßen
So wie ich es empfinde, sind das drei Punkte: Erstens liegt dir die Natur zu Füßen. Jeder Schritt ein Erlebnis! Es knackt und raschelt, es duftet. Die Augen erleben ein Feuerwerk von Eindrücken: Nach jeder Wegbiegung siehst du ein neues Panorama. Wind in den Haaren, Sonne und Schatten auf der Haut. Du spürst, dass du als Mensch eigentlich hierher gehörst, mitten in die Natur. Selbst bei Regen ist wandern schön: Nie duftet der Wald würziger.
Zweitens tut die Bewegung gut. Damit meine ich nicht nur den sportlichen Aspekt. Sondern der gleichförmige Schritt macht den Kopf frei und rüttelt die Gedanken ganz von allein in die richtigen Zusammenhänge. Diesen überraschenden Effekt habe ich oft erlebt: Der Körper findet seinen eigenen Rhythmus und kümmert sich ums Vorwärtskommen, während die Gedanken fliegen dürfen. Und plötzlich kommt man auf Lösungen, über die man gar nicht bewusst nachgedacht hat! Es denkt sich quasi ganz von alleine.
Das Besondere im Kleinen
Drittens, und das ist mir persönlich am wichtigsten: Wandern schult den Blick für die Schönheit im Kleinen, für das Besondere am Wegesrand: Das Blühen im Unterholz. Bemooste Stämme. Der Baum, der sich zwischen Felsen herauszwängt und seinen Platz behauptet. Ein besonderer Stein, der dich anlacht, oder ein Fels, der ernst dreinzublicken scheint. Das vorbeihuschende Tier, die unerwartete Aussicht, die Farben der Jahreszeiten – vielfältige Bilder, die die Natur dir malt und die du nur wahrnehmen musst.
Ein anderes Wort dafür ist Achtsamkeit. Die kannst du beim Wandern wunderbar schulen – du musst dich nur darauf einlassen! Und das ist, glaube ich, das Geheimnis, das man auch in den Alltag mitnehmen kann: die Fähigkeit, aus kleinen Sinneseindrücken große Glücksmomente zu ziehen.